Jan J. Schoonhoven, R 77-8, 1977
Aktuelle Ausstellung
RELIEF
Gespräche mit der Wand- Gespräche mit dem Raum
01. September - 31. Dezember 2021
RELIEF - Gespräche mit der Wand, Gespräche mit dem Raum. Ein Relief ist eine künstlerische Darstellung, die sich plastisch vom Hintergrund abhebt, meist aus einer Fläche oder einem Körper heraus. Als Kunstform, um die es hier geht, steht es zwischen Skulptur und Malerei.
Wie die konkrete Malerei mit den elementaren Komponenten Fläche, Linie und Farbe arbeitet und diese mit strenger Ausschließlichkeit verwendet, so befasst sich die konkrete Skulptur mit Masse und Maß, mit Raum und Volumen, mit Stabilität und Labilität.
Beim Relief, jener eigentümlichen zwischen Malerei und Skulptur, zwischen zwei und dreidimensionalem Bereich angesiedelten Kunstform, sind es vor allem Licht und Schatten, die die vergleichsweise geringen räumlichen Stufungen optisch zur Geltung bringen. Hierzu sind die beiden Reliefs von Schoonhoven und Staudt gute Beispiele, die gestalterische Schattenbildung wechselt je nach Lichteinfall ständig.
Das konkrete Relief wird daher vor allem mit diesen Elementen arbeiten, sie jedoch im Gegensatz zum klassischen Relief der Frühzeit nicht lediglich als Mittel zum Zweck verwenden, sondern zum Thema, zum Inhalt der Gestaltung erheben.
Diese Kunst meint nicht etwas anderes darzustellen, in ihr kommt die Realität mit dem Dargestellten zur Deckung. Hinzu kommt, dass die sie umgebende Wand mit ihr gestalterisch verbunden ist, Teil des Raums und der Gesamtgestaltung wird -z.B. bei Shapiro und Perrodin, aber auch bei Sadakane und Vary.
Reuschs Plexiglaskörper sind für sich architektonische Gebilde, stehen aber auch mit dem umgebenden Raum in Beziehung. Die vielfältigen dreidimensionalen Linien von Carla Guagliardi definieren die Wand und ihre Umgebung auf eigene Weise.
Die jüngere KünstlerInnengeneration geht mit dem Thema anders um, wie man hier an zwei Beispielen sehen kann: Zoe Dittrich-Wamsers "Sensor" hängt an Wand oder Decke wie ein Teil eines Sicherheitssystems, ist aber eine aus Keramik gebrannte weibliche Brust. Hingegen heißt ihre kleine Wandarbeit "Spagetti und Kiefer", also eine Bezeichnung der beiden verwendeten Materialien.
Klara Kaysers Arbeit "Toastbrot" aus gebrannter Keramik liegt skulptural auf dem Boden, könnte aber auch auf der Fensterbank liegen.
Die Reliefs als konkrete dreidimensionale Kunstwerke unterscheiden sich von Technik und Wissenschaft, von Design und Dekoration: sie sind weder schmückend noch schön. Sie offenbaren im vermeintlich Rationalen eine unvermutete irrationale Dimension, überraschend Fremdes und Rätselhaftes. " Es zeigt - keiner hat das radikaler demonstriert als Marcel Duchamps - dass die Dinge allemal mehr sind als das wofür wir sie halten." (Zitat Hans Gercke).
Künstler
Bodo Baumgarten, Gerd Borkelmann, Zoe Dittrich-Wamser, Paco Fernandez, Gotthard Graubner, Carla Guagliardi, Franka Hoernschemeyer, Klara Kayser, Axel Lieber, Francois Perrodin, Keiko Sadakane, Jan J. Schoonhoven, Joel Shapiro, Klaus Staudt, Elisabeth Vary, Peter Wegner.